Stella von Takis Würger
Friedrich kommt aus einem beschaulicheren Dörfchen der französischen Schweiz nach Berlin um weiter zu studieren.
Maler soll er werden – und dass mit Farbenblindheit. Doch so hat es seine saufende Mutter bestimmt.
19 ist er, ein in sich gekehrter, stiller junger Mann . doch in der Reichshauptstadt tobt – noch das Leben.
Der Krieg scheint weit weg wenn er mit seinen Kommilitonen nachts durch die Häuser zieht, raucht, trinkt und in den verbotenen Jazzbars das Tanzbein schwingt.
Ein aufregendes Leben für den jungen Mann.
Auch Kristin ist aufregend, trinkt am meisten, raucht am stärksten und liebt das Leben am meisten.
Bis sie eines Nachts vor Friedrichs Tür steht, verprügelt und vollkommen durcheinander.
Die Gestapo hat sie in die Finger bekommen, sie wird Leben, wenn sie mithilft das jüdische Leben in Berlin zu auszurotten…
eine ausweglose Situation!
Takis Würger traut sich mit diesem besonderen Buch was, erzählt er doch teilweise die Geschichte der berüchtigten Judendenunziantin Stella Goldschlag nach, ein eher unbekanntes Detail der Geschichte.
Sie denunzierte um ihre Eltern sowie sich selbst vor den Deportationen zu retten.
Da sind die Berufsempörten und/oder Gutmenschen natürlich nie weit, außerdem kann man sich auf sie verlassen.
Der Vorwurf lautet, dass man das Leid der Juden nicht für Unterhaltungszwecke missbrauchen sollte, dass Thema ist zu schrecklich um für so leichte Literatur hergenommen zu werden.
Und natürlich – Achtung-Totschlag und möge-der-Allmächtige-bei-uns-sein – ANTISEMITISMUS!!!
Das übliche bla bla halt.
Dabei wird übersehen, dass „Stella“ ein gut geschriebener dramatischer Roman ist, mit Thriller Anleihen.
Es nimmt sicher nicht in Anspruch ein Tatsachenroman zu sein, basiert allerdings auf einer realen Person.
Antisemitismus oder gar Sympathien für das Nazi Regime konnte ich auf keiner Weise finden.
Was man zu lesen bekommt ist eine Beschreibung jener furchtbaren Zeit…wie weit wäre man selbst gegangen um die Liebsten bzw. sich selbst zu schützen?
Eine nette Idee des Autoren ist es die kurzen Kapitel mit „aktuellen“ Meldungen zu unterbrechen (September 42 Wolfgang Schäuble wird Geboren, Deutschland – Schweden trennt sich beim Fußball…)
Der Stil Würgers ist leicht lesbar, ohne all zu viel Schnickschnack.
Meiner Meinung nach wird mit dem Roman „Stella“ ein sehr heikles Thema des zweiten Weltkrieges im Format einer gut geschriebenen, tragischen Liebesgeschichte erzählt. Allemal lesenswert!