606 von Candice Fox
Pronghorn, Hochsicherheitsgefängnis in der Wüste von Nevada, unweit des Zocker Paradieses Las Vegas.
Hier sitzen Teile des Abschaums der Menschheit neben Steuerhinterziehern, Betrügern oder Verkehrsrowdys.
Kurz vor dem Beginn des jährlichen Softball Zweikampfes zwischen den Wärtern und den Insassen
erschießt ein Scharfschütze den Fahrer des Busses, der die Familien der Wärter als Zuschauer ins Gefängnis bringen sollte.
Gefängnisdirektorin Grace Slanter wird per Anruf genötigt die Tore zu öffnen. Alle Tore.
606 Häftlinge werden somit auf die Menschheit losgelassen.
Unter Ihnen John Kradle, dem vorgeworfen wird seine Familie getötet zu haben, an dessen Fersen sich der Psychopath und Würger vom Dienst Homer Carrington geheftet hat.
Zur Jagd geblasen haben Celine Osbourne, Schließerin im Todestrakt, die selbst ihre Familie tragisch verloren hat, Sonderermittlerin Trinitiy Parker, mit ihrem ganz eignen Sinn für Humor und der Kleinkriminelle Keeps, den Celine zu seinem Glück zwingen muss.
Neben den genannten Kradle und Carrington sind die weitaus größeren Fische allerdings der Neonazi David Schmitz, sowie der Attentäter al Hamsi.
Diese beiden haben ganz eigene Pläne, genauso wie die übrigen 600 Verbrecher…die Zeit läuft.
Und sie wird knapp!
Die Australierin Candice Fox gilt vielen als neuer aufstrebender Stern des Thriller Autoren Himmels.
Mit diesem knapp 470 Seiten starken Ausbruch-Jagd-Krimi ist ein sehr rasantes, unterhaltsames Buch gelungen.
Seitenweise werden die Geschehnisse des Knast Alltages detailliert beschrieben, wobei gerade dieKandidaten des Todestraktes einiges an eigener Zeit zugeteilt bekommen, was zumindest meinen Blick auf das Dasein – oft über Jahre hinaus – in diesen Teilen von Hochsicherheitsgefängnissen ziemlich geändert hat.
Auch die Schwierigkeiten rund um die finanzielle Ausstattung rund um Gefängnisse werden zumindest angerissen.
Wenn die Zahlen nicht stimmen, droht zum Beispiel die Schließung der Wäscherei, was weitere Zusammenlegungen unter den Insassen zur Folge hat, wodurch weitere Sparrunden eingeläutet werden müssen.
Eine gewisse Herausforderung sind die diversen Zeitsprünge, die zwar mittels Überschrift irgendwie angekündigt werden, aber durch die Blickwinkel und Erzählung der Vorgeschichten von John Kradle und, bzw. oder Celine Osbourne reichlich verwirrend sind.
Es werden unzählige Figuren erklärt, bzw. angerissen, ohne das diese im weiteren Verlauf eine größere Rolle spielen.
Auf der anderen Seite muss man erwähnen, dass Autorin Fox von allen Seiten beleuchtet hat, was es bedeutet, wenn Schwerverbrecher unvermittelt in Freiheit kommen und nicht nur per Gewalt die neue Freiheit verteidigen möchten, sondern zum Beispiel bei ihren Anwälten auftauchen, denen sie die Schuld an ihrer Verurteilung geben.
Dies ergibt weitere Protagonisten, die noch schnell eingeführt werden, mitsamt ihrer Familien.
Da ist mehr Konzentration beim Lesen angebracht, als bei den meisten anderen Thrillern.
Bemerkenswert ist weiterhin die Tatsache, dass Fox es bei all den beschriebenen Häftlingen, Opfer, Schließern, Polizisten etc. nicht gelungen ist, eine einzige sympathische Person zu kreieren.
Durch die Bank weg agieren alle entweder hämisch, menschenverachtend oder einfach so unsympathisch.
Auch eine Kunst.