Kind, versprich mir, dass du dich erschießt: Der Untergang der kleinen Leute 1945

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  • Buchtitel:Kind, versprich mir, dass du dich erschießt: Der Untergang der kleinen Leute 1945
  • Autor: Florian Huber
  • erschienen: Februar 2015
  • Verlag und Genre:Berlin Verlag // Sachbuch

Frühjahr 1945...der Russe nähert sich unaufhaltsam, wie eine Lawine.
Nichts kann ihn stoppen.
Vorher "kommen" die Gerüchte über die Bevölkerung.
Schreckliche Gewaltexzesse, grausige Massenvergewaltigungen, Folter und Totschlag kommen mit den "Roten" über die Zivilbevölkerung. "Komm Frau" wird zum geflügelten Wort - und die Frauen mussten die Rache ertragen für manches Gräuel, dass die deutschen Truppen bei der Eroberung der sowjetischen Teilen verübten.
Aber die Selbstmordepidemie ergriff nicht nur die Frauen auch Männer begannen sich das Leben zu nehme, töteten ihre Frauen oder Töchter um sich dann selbst auszulöschen.
Während die Ortsgranden der NSDAP bereits die Flucht vorbereiteten oder diese bereits angingen, wartete die Zivilbevölkerung wie das Kaninchen vor der Schlange im stillen Kadavergehorsam auf die totale Niederlage.


Hier nun ist die Geschichte des Städtchens Demmin in Vorpommern, in der monatelang die Selbsttötungen quer durch alle Schichten gingen.






Anhand von Tagebüchern, Berichten oder Erinnerungen schrieb der Autor und Historiker Florian Huber sehr detailiert die grauenhaften Erlebnisse der "kleinen Leute" auf.
Dabei empfand ich es einmal ganz spannend nachzulesen, dass die deutsche Bevölkerung durchaus Opfer gewesen ist.
Nicht nur Hunger, materieller Verlust oder Demütigung durch den nahezu verlorenen Krieg sind ein Grund für die beispiellose Selbstmordwelle, die durch die Bevölkerung brandete.
Die Massenvergewaltigungen, die Brandschatzungen oder Plünderungen, die plötzliche Enteignung sowie die Abhängigkeit von den Launen oder Willen der Besatzer sorgten mit für dies Phänomen.
Dabei vergißt der Autor nicht zu erwähnen, dass gerade die Zivilbevölkerung unheimliche Opfer zu bringen hatte.
Dies wird - dem heutigen Zeitgeist durchaus entsprechend - in staatlich subventionierten, öffentlich-rechtlichen Gemeinplätzen gern verdrängt, verdreht oder sehr arrogant als "selbst Schuld" dargestellt.
In völliger Verzerrung der Tatsachen.
Dieser Verzerrung begegnet der Autor nun mit diesem über dreihundert Seiten starkem Buch ohne allerdings nicht auch die unbestrittenen deutschen Verbrechen zu benennen.
Aber als "Befreiung" - wie immer gern suggeriert wird - dürfte niemand der hier genannten Menschen den feindlichen Einmarsch wohl kaum deklariert haben.
Etwa neunhundert Einwohner - ungefähr jeder 17.Bewohner Demmins - töteten sich selbst.
Die Erklärungen der Zusammenhänge, die Beschreibungen der Einzelschicksale und die Großereignisse sind von dem Autoren in einen sehr lesenswerten Kontext gebracht worden.
Puristen mögen bemängeln, dass es bei diesem Sachbuch zu wenig konkrete Zahlen oder belegbare Fakten präsentiert werden, dass es sich womöglich nur um eine historische Reportage handeln würde.
Das mag sein.
Ergreifend zu lesen ist es so oder so.



Ergreifendes Buch über ein schreckliches, verdrängtes Thema!!!



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Heifi

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