Der Chirurg und die Spielfrau von Sabine Weiß

Buchkritik zum Roman Der Chirurg und die Spielfrau
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Buchkritik zum Roman: Der Chirurg und die Spielfrau

Finsterstes Mittelalter anno 1217!
Der junge Adlige Thonis flieht mit einem Kreuzritter Heer vor dem Leben im Kloster, welches sein frommer Vater für ihn auswählte.
Doch soll er nie im heiligen Land ankommen. Durch eine tückische Krankheit erblindet Thonis vollständig.
Alleingelassen wartet im Prinzip nur der Tod auf ihn - aber auch der Chirurg Wilhelm sowie die Sklavin Elena.
Beide kümmern sich um den Behinderten. Durch Glück, chirurgisches Können sowie den bezaubernden Gesang Elenas gelingt das Wunder:
Thonis erlangt sein Augenlicht zurück.
Sein Wunsch sich zum Chirurgen ausbilden zu lassen ist von diesem Zeitpunkt an geweckt.
Nach der Ausbildung gelingt es Thonis wieder zu Elena zu gelangen, doch ihr gemeinsamer Plan den Menschen Gutes zu tun scheitert schnell.
Aberglaube, vermeintliche Ketzerei sowie die Rekrutierung für die Kreuzzüge werden zur tödlichen Gefahr.

Dieser historische Roman enthält sowohl einen recht besonderen Anfang, also auch ein erhellendes Ende:

Gleich auf den ersten Seiten sind die handelnden Personen in den einzelnen Städten aufgeführt, was anhand der Fülle der Mitwirkenden eine echte Orientierungshilfe darstellt, sowie eine zeitgenössische Landkarte untergebracht
zum Ende gibt es ein gut gefülltes Glossar in denen die Autorin nicht nur medizinische Fachbegriffe erklärt, sondern auch allerhand mittelalterliche Bezeichnungen erläutert, die heute nicht unbedingt gebraucht werden oder die es heutzutage schlichtweg nicht mehr gibt.
Ansonsten entführt Autorin Weiß die Leser in eine Zeit, in der Deutschland als Flickenteppich vieler kleiner oder sogar kleinster Lehen besteht, jeder wurstelt vor sich hin.
Sklavenhaltung ist weitverbreitet, die Sklaven - wie der Name vermuten lässt - vollkommen der Willkür ihrer Besitzer ausgeliefert.
Über allem schwebt die katholische Kirche mit einem schwer zu glaubenden Alleinstellungsanspruch - eher entgegen der christlichen Nächstenliebe stehend.
Wunderbar werden die Zustände in den Städten beschrieben, der Dreck, die Hoffnungslosigkeit für weite Teile der Bevölkerung.
Doch ebenso faszinierend schafft es Autorin Weiß den Bogen zu den verschiedenen  europäischen Stationen der Protagonisten zu schlagen.
Nicht nur Bremen wird authentisch geschildert, Montpellier, Bologna, Salerno oder Mallorca erhalten eine ebensolche Behandlung.
Chirurgen der damaligen Zeit konnte man gut und gern auch als Schlachter beschreiben, denen im Idealfall der Kunde nicht unter den Fängen wegstarb, zu erbärmlich waren allein die hygienischen Bedingungen.
Die Schilderungen der Operationen faszinieren auf der einen Seite, stoßen allerdings auch aufgrund ihrer Detailtreue einfach ab.
Wobei die Autorin den expliziten Hinweis darauf, dass von der katholischen Kirche die Sezierung strengstens verboten war, sich die Chirurgen allerdings einfach oftmals darüber hinwegsetzten einfach um die Wissenschaft voranzubringen.
Dies gefährdete Leben und Gesundheit der Ärzte durch die Kirchenbestrafungen!
Wo man heute wohl stünde, hätte es solche mutigen Leute nicht gegeben?

Mein Fazit
Mein Fazit zu „Der Chirurg und die Spielfrau“ von Sabine Weiß ist, dass es sich hierbei um eine großartig umgesetzte Idee handelt! Eindeutige Leseempfehlung!

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