Die Koalition aus CDU, CSU und SPD plant bessere Rahmenbedingungen für das Hausarztmodell. Die Krankenkassen lehnen das mehrheitlich ab, 22 der 26 vom ARD-Politmagazin "Report Mainz" befragten Unternehmen äußerten sich negativ.
Krankenkassen rebellieren gegen Koalitionspläne
Die sogenannte hausarztzentrierte Versorgung soll nach dem Willen der Großen Koalition gestärkt werden. Im Koalitionsvertrag schrieben sie dieses Ansinnen fest. Danach soll die bisher gültige Begrenzung der Vergütung, die eine Krankenkasse an einen am Hausarztmodell teilnehmenden Mediziner zahlt, gekippt werden. Teilnehmende Hausärzte können mit höheren Einnahmen rechnen.
Das erklärt die ablehnende Haltung der Krankenkassen, sie müssen das bezahlen (Focus Bericht dazu). Patienten sollen zugleich von einer umfassenderen Betreuung profitieren.
Es wird weiterhin jedem Versicherten freigestellt bleiben, ob er sich an einem solchen Hausarztmodell beteiligen will. Wer dem zustimmt, schränkt sein Recht auf freie Arztwahl ein. Bis auf einige Ausnahmen muss er immer zuerst zu seinem Hausarzt gehen, der dann eventuell eine Überweisung an einen Facharzt ausstellt. Die Koalition will damit Hausärzte als Gesundheitsmanager stärken und verspricht sich mehr Kosteneffizienz, da so unnötige Besuche bei Fachärzten vermieden werden.
Freiwilliges Modell in der Schweiz seit 1996
Während es in Deutschland viel Widerstand gegen diese Regelung gibt, hat es sich in der Schweiz seit über 15 Jahren etabliert. Das Schweizer Modell (http://krankenkasse.ch/hausarzt-modell/), das ebenfalls auf Freiwilligkeit basiert, funktioniert aber anders als die deutschen Ansätze. Dort profitieren Versicherte von einer Prämienersparnis, die mehrere Hundert Franken betragen kann.
In Deutschland bekommen nur die Hausärzte mehr Geld, die deshalb viele Patienten zur Zustimmung zum Hausarztmodell drängen. Eine Prämienersparnis können Versicherte nicht verbuchen, es überwiegen bisher mit der Bindung an einen Hausarzt die Nachteile. Das bessere Management durch einen festen Ansprechpartner, der alle Behandlungen koordiniert, wiegt das nur manchmal auf. Ob das Schweizer Modell neben der Prämienersparnis für Versicherungsnehmer aber für jede Krankenkasse einen Kostenvorteil aufweist, bleibt aber umstritten. Einige Gesundheitsexperten stellen keine Einsparungen fest.
So entscheiden sich vor allem gesunde Menschen für das Hausarztmodell, um sich finanziell zu entlasten. Viele Ältere und Kranke lehnen die Teilnahme dagegen ab. Zudem stellt sich die Frage, ob das System nicht auch manche unnötige Ausgabe verursacht. Vielfach wäre es besser, wenn Patienten gleich zum Facharzt gehen, als zuerst beim Hausarzt eine Überweisung abzuholen.
Koalition will Hausärzte besserstellen, Kassen fürchten Mehrkosten
Die vorherige Bundesregierung hat auf Betreiben der FDP das bereits existierende Hausarztmodell eingeschränkt, sie deckelte die Vergütung durch die Krankenkasse. Die neue Koalition will diese Begrenzung wieder aufheben, Patienten bessere Leistungen bieten und so das Hausarztmodell fördern. Die Krankenkassen leisten dagegen Widerstand: Sie sehen Mehrausgaben auf sich zukommen, Hoffnungen auf Einsparungen durch mehr Effizienz haben sie nicht.
Image: carlosseller - Fotolia
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