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Leben oder gelebt werden von Walter Kohl

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  • Leben oder gelebt werden
  • Walter Kohl
  • 2011
  • Autobiografie erschienen im Integral Verlag

 

Was geht wohl in jemanden vor, wenn Vater und Sohn sich per Telegramm von der eigenen Hochzeit informieren?
Was für ein Verhältnis hat der älteste Sohn des „ewigen“ Kanzlers Helmut Kohl zu eben diesem Machtmenschen?

Walter Kohl beginnt sein Buch mit Schilderungen aus seiner Kindheit. Er schildert wie einsam es ist, Sohn eines Ministerpräsidenten, Kanzlerkandidat zu sein.
Mit was für Problemen man zu kämpfen hat, wenn zeitweise nur die Beamten des Personenschutzes als Freunde dienen, weil die Gleichaltrigen wegen des Vaters nichts mit einem zu tun haben wollen.
Kohl erzählt, wie er als Jugendlicher zusammengeschlagen wurde, wegen seines Vaters…wie er bei der Bundeswehr leiden musste, weil sein Vater Kanzler war.
Hannelore Kohl konnte als Angehörige einer Generation, die nur dafür da war dem Mann den Rücken freizuhalten und sich um Kinder und Haushalt zu kümmern, nur unzureichend den fehlenden Vater kompensieren, der rund um die Uhr arbeitete.
Helmut Kohl, so sein Sohn, brauchte die Familie höchstens, wenn es um Fotos für eine „Home Story“ ging.
Erst in den USA schaffte es der älteste Sohn des Einheitskanzlers sich frei zu strampeln, berufliche Erfolge auch ohne die Bedeutung des Namens Kohl zu erlangen.
Und trotzdem folgen Scheidung, neue Heirat, Spendenaffäre des Vaters, Freitod der Mutter, erneute Heirat und des Vaters und endgültiger Bruch mit ihm in einem Licht, das zwar eine gewisse Art Abrechnung und doch auf wundervolle Art nicht nur bösartig ist.

Tja, was soll man da schreiben.
Ein Buch vom eigenen Sohn bietet selbstverständlich viel Sprengstoff.
Der Autor aber beschreibt einfach unverblümt, was es heißt das Kind von einem der Menschen zu sein, die in Deutschland am meisten gehasst und gefährdet sind.
1962 geboren hat Walter Kohl auch noch das Pech, seine Pubertät in der Hochzeit des RAF-Terrorismus zu erleben, in der Mitglieder der konservativen Partei mehrmals Ziel von Anschlägen gewesen ist.
Und natürlich ist ein gutes Maas an Bitterkeit dabei, wenn Kohl junior schildert wie kaltherzig der eigene Vater mit den Sorgen und Nöten des eigenen Kindes umging.
Auch schreibt er ganz unverblümt, dass für Kohl Senior nur die CDU eine Familie gebildet hat – die eigene immer nur in zweiter, dritter, vierter Linie stand.
Das liest sich teilweise nicht schön, weil es nicht bequem ist. Ich hatte von der Familie Kohl immer ein ganz anderes Bild, was scheinbar nur Makulatur gewesen ist.
Doch abgesehen davon ist das Buch sehr gut zu lesen. Es ist warmherzig und zeugt meiner Meinung nach von einem Menschen, der nach vielen Jahren des Auf und Ab wirklich Frieden mit dem eigenen Leben geschlossen hat.

Fazit: unbedingt LESEN!!!!

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